Abteilung Gewebebiologie und Morphogenese

Professor Dr. Ralf H. Adams

Wie Lebensadern ihren Weg finden

Hätte je ein Ingenieur ein ähnlich perfektes System geschaffen, wäre er sich eines Eintrags im Guinness-Buch sicher: Hunderttausend Mal am Tag, mehr als 36 Millionen Mal im Jahr treibt unser Herz das Blut durch ein 90.000 Kilometer langes Netz aus Adern und feinsten Kapillaren. Zuverlässig versorgt es damit jedes Organ mit Sauerstoff und Energie.

Bislang weiß man allerdings kaum, wie dieses Netzwerk entsteht. Dabei ist die Bildung von Blutgefäßen nicht nur für die Entstehung von Organen in der Embryonalentwicklung essentiell. Die so genannte Angiogenese ist auch maßgeblich an krankhaften Prozessen, wie dem Wachstum von Tumoren und Metastasen, beteiligt.

Schwerpunkt der Arbeiten von Ralf Adams und seinem Team ist es herauszufinden, welche molekularen Signale diese Vorgänge steuern - im gesunden wie im kranken Organismus. Denn eines steht fest: Für den Aufbau der Organe und Gewebe gibt es keine Kommandozentrale. Ihre Entwicklung erfolgt allein durch eine Serie von Prozessen, die aufeinander aufbauen und bei denen die beteiligten Zellen in einem ständigen Dialog mit ihrer Umgebung stehen.

Erst kürzlich haben Adams und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein Molekül entdeckt, das einen solchen Dialog vermittelt und lebenswichtig ist: Nur wenn bestimmte Hüllzellen der Kapillaren das Protein ephrin-B2 auf ihrer Oberfläche präsentieren, können sich die Zellen so fest mit neu aussprossenden Blutgefäßröhren verbinden, dass diese funktionsfähig werden. Fehlt das Molekül, so ergaben Studien an Mäusen, stirbt der Organismus schon kurz nach der Geburt.

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